Sonntag, 31. Mai 2015
Das Geschäft mit der Freiwilligenarbeit
madlymermaid, 16:35h
Letztes Jahr wollte ich mal was ganz anderes machen und habe mich dafür entschieden, für 2 Monate an einem Tierschutzprogramm in Südafrika teilzunehmen.
Da ich mir zu unsicher war, das alles selber zu organisieren, zumal meine Englischkenntnisse in den letzten Jahren mächtig unter der Nichtnutzung gelitten hatten, habe ich mich für eine deutsche Agentur namens Academical Travels entschieden, die eigentlich alles geboten haben, was ich wollte. Projekt am Meer, 4 Wochen Wal- und 4 Wochen Pinguinschutzprojekt, gute Unterkunft, Abholung am Flughafen, Freizeitangebot, usw.
Dafür habe ich dann auch die 3290 € gerne gezahlt, die der Spaß kostet.
Als ich dann ankam, war ich doch etwas irritiert. Das vom Geschäftsführer der Agentur angepriesene Einzelzimmer gab es natürlich nicht, stattdessen ein zugiges, eiskaltes Haus mit jeweils zwei durchgelegenen Betten (mit schmutzigen Matratzen und Kopfkissen mit Stockflecken) pro Raum (1 Raum ohne Türe im DG, 1 schimmliger Raum mit Türe und zwei Betten im Wohnraum, neben dem dröhnenden Kühlschrank).
Von der angegebenen Heizung keine Spur.
Der kostenlose Fahrradverleih bestand aus einem Rad mit plattem Reifen, welches auch irgendwann verschwand.
Auch die Halbpension war eher dürftig, es gab Toast, Eier und Speck im Kühlschrank und in irgendeiner Ecke habe ich altes Müsli gefunden, was ich jetzt weder besonders ansprechend fand, noch trocken essen wollte.
Dann wußte vor Ort keiner etwas davon, dass ich das Walprojekt gebucht hatte und man steckte mich kurzerhand auf ein Shark-Cage-Diving-Boot.
Später durfte ich dann doch auf das Whalewatchingboot. Getarnt als Tierschutzprojekt.
Nur zur Erklärung, die Beschreibung lautete, dass ich mit Forschern auf dem Boot Wale beobachte und Daten niederschreibe + am Strand nach gestrandeten Walen Ausschau halte. Die Realität sah so aus, dass ich um 4 Uhr aufstand, um dann auf mehreren aufeinanderfolgenden Touren die gutzahlenden Gäste bediente, Kotztüten weg räumte und Planen rauf- und runter wickelte um die Leute vor der Gischt zu schützen. Und natürlich nach den Touren die Sicherheitswesten und Regenjacken wegräumte.
Verpflegung gab es tagsüber keine, so dass ich abends nach 10-12 Stunden (6 Tage die Woche) harter Arbeit oft dachte, vor Hunger zusammen zu klappen.
Nach ein paar Wochen erfuhr ich am Rande, dass ich auch gar nicht unbedingt alle Touren mitmachen muss, aber das erst, nachdem ich mich beschwert habe, dass die angegebene Arbeitszeit von bis zu 35 Stunden pro Woche dezent untertrieben ist.
Dann fragte ich mal vorsichtig an, was denn eigentlich mit dem Pinguinprojekt ist und wann ich da anfangen kann. Große Augen seitens der Mitarbeiter. Das Pinguinprojekt war gerade erst in der Planung und von der Station, die entstehen sollte, stand nur das Fundament. Die Mitarbeiter von Marine Dynamics (die diese Touren anbieten und bei denen all das stattfand) waren sehr nett und willens, mir zu helfen, aber das Projekt herzaubern konnten sie natürlich auch nicht. Also wechselte ich eine Zeitlang zwischen Walboot und der Überwachung der Pinguinstation-Baustelle, was aber auch nicht der Sinn der Sache war. Zwischendurch schrieb ich immer wieder an Academical Travels, die mir ja immerhin diese Projekte verkauft hatten und meine Ansprechpartner bei Problemen sein sollten. Leider bekam ich so gut wie keine Antworten und wenn, dann nur sehr vage. Zum Beispiel, dass die Verantwortlichen vor Ort auf mich zukommen würden. Diese erzählten mir dann übrigens auch, dass von dem Geld, dass sie ja eigentlich von Academical Travels für meine Teilname bekommen sollten, bisher noch gar nichts angekommen wäre. Sonst hätten sie mir meinen Anteil für die 4 Wochen Pinguinprojekt ausgezahlt und ich hätte damit etwas anderes machen können. Nach vielem Hin- und Her bekam ich dann in der fünften Woche endlich eine Zusage per Mail, dass ich das Geld für den Programmabbruch und die von mir geforderten 2000 € für die nichtvorhandenen Versprechungen zurück erhalte. Soweit so gut. Ich organisierte mir also Unterkünfte für meine verbleibenden 3 Wochen in Südafrika und zog meines Weges.
Als ich zurück kam, war noch kein Geld auf meinem Konto eingegangen. Also Mail geschrieben. Keine Antwort.
Nach ein paar Wochen wieder das gleiche Spiel. Irgendwann Antwort, dass man sich darum kümmern wird. Wieder wochenlang nichts. Wieder Mail an die Agentur, irgendwann eine Antwort, dass sie mir das Geld für den Programmabbruch -> 1250 € überweisen werden, mit dem Vermerk, dass ich darauf keinen gesetzlichen Anspruch hätte. Wie bitte?
Projekte verkaufen, die nicht existieren und andere, die in keinster Weise der Beschreibung entsprechen, aber dann sowas? Ich glaub, es hackt!
Im Grunde war ich aber von der ganzen Sache so genervt, dass ich mir dachte "Ok, Hauptsache ich bekomme einen Teil zurück und hab das Thema von der Backe."
Dann passierte wieder ewig nichts, ich habe wieder Mails geschrieben, auf die erst nach wiederholter Nachfrage Wochen später eine Antwort kam. Man werde es an die Kollegen weitergeben, die sich dann darum kümmern.
Letztendlich habe ich bis heute, nach 7 Monaten!!, nicht einen Cent wieder gesehen und werde nun zum Anwalt gehen müssen, um mir mein Geld einzuklagen.
Ich kann nur jedem, der mit dem Gedanken spielt, Freiwilligenarbeit zu leisten, dazu raten, sich tatsächlich nach Organisationen vor umzuschauen, die kein Geld für die Arbeit wollen, die man dort leistet. Dann muss man sich natürlich immer noch selber um Unterkunft und Verpflegung kümmern, aber dafür ist man wenigstens nachher nicht der Geprellte und vor allem sind diese Organisationen meistens tatsächlich im Tierschutz tätig, anstatt den Volontären nur Geld dafür aus der Tasche zu ziehen, um sich damit zahlende Arbeitskräfte zu sichern und sich daran zu bereichern. Wobei sich eben auch speziell diese suspekten Agenturen daran eine goldene Nase verdienen, obwohl sie dafür kaum eine Gegenleistung bringen.
Es mag sicherlich auch andere Anbieter geben, bei denen es nicht so läuft, aber was mich angeht, kann ich nur sagen: Nie wieder!
Für 3290 € hätte ich es mir die zwei Monate richtig gut gehen lassen können in SA, mit Einzelzimmer, Verpflegung und Ausflügen, ohne einen Finger zu rühren.
Da ich mir zu unsicher war, das alles selber zu organisieren, zumal meine Englischkenntnisse in den letzten Jahren mächtig unter der Nichtnutzung gelitten hatten, habe ich mich für eine deutsche Agentur namens Academical Travels entschieden, die eigentlich alles geboten haben, was ich wollte. Projekt am Meer, 4 Wochen Wal- und 4 Wochen Pinguinschutzprojekt, gute Unterkunft, Abholung am Flughafen, Freizeitangebot, usw.
Dafür habe ich dann auch die 3290 € gerne gezahlt, die der Spaß kostet.
Als ich dann ankam, war ich doch etwas irritiert. Das vom Geschäftsführer der Agentur angepriesene Einzelzimmer gab es natürlich nicht, stattdessen ein zugiges, eiskaltes Haus mit jeweils zwei durchgelegenen Betten (mit schmutzigen Matratzen und Kopfkissen mit Stockflecken) pro Raum (1 Raum ohne Türe im DG, 1 schimmliger Raum mit Türe und zwei Betten im Wohnraum, neben dem dröhnenden Kühlschrank).
Von der angegebenen Heizung keine Spur.
Der kostenlose Fahrradverleih bestand aus einem Rad mit plattem Reifen, welches auch irgendwann verschwand.
Auch die Halbpension war eher dürftig, es gab Toast, Eier und Speck im Kühlschrank und in irgendeiner Ecke habe ich altes Müsli gefunden, was ich jetzt weder besonders ansprechend fand, noch trocken essen wollte.
Dann wußte vor Ort keiner etwas davon, dass ich das Walprojekt gebucht hatte und man steckte mich kurzerhand auf ein Shark-Cage-Diving-Boot.
Später durfte ich dann doch auf das Whalewatchingboot. Getarnt als Tierschutzprojekt.
Nur zur Erklärung, die Beschreibung lautete, dass ich mit Forschern auf dem Boot Wale beobachte und Daten niederschreibe + am Strand nach gestrandeten Walen Ausschau halte. Die Realität sah so aus, dass ich um 4 Uhr aufstand, um dann auf mehreren aufeinanderfolgenden Touren die gutzahlenden Gäste bediente, Kotztüten weg räumte und Planen rauf- und runter wickelte um die Leute vor der Gischt zu schützen. Und natürlich nach den Touren die Sicherheitswesten und Regenjacken wegräumte.
Verpflegung gab es tagsüber keine, so dass ich abends nach 10-12 Stunden (6 Tage die Woche) harter Arbeit oft dachte, vor Hunger zusammen zu klappen.
Nach ein paar Wochen erfuhr ich am Rande, dass ich auch gar nicht unbedingt alle Touren mitmachen muss, aber das erst, nachdem ich mich beschwert habe, dass die angegebene Arbeitszeit von bis zu 35 Stunden pro Woche dezent untertrieben ist.
Dann fragte ich mal vorsichtig an, was denn eigentlich mit dem Pinguinprojekt ist und wann ich da anfangen kann. Große Augen seitens der Mitarbeiter. Das Pinguinprojekt war gerade erst in der Planung und von der Station, die entstehen sollte, stand nur das Fundament. Die Mitarbeiter von Marine Dynamics (die diese Touren anbieten und bei denen all das stattfand) waren sehr nett und willens, mir zu helfen, aber das Projekt herzaubern konnten sie natürlich auch nicht. Also wechselte ich eine Zeitlang zwischen Walboot und der Überwachung der Pinguinstation-Baustelle, was aber auch nicht der Sinn der Sache war. Zwischendurch schrieb ich immer wieder an Academical Travels, die mir ja immerhin diese Projekte verkauft hatten und meine Ansprechpartner bei Problemen sein sollten. Leider bekam ich so gut wie keine Antworten und wenn, dann nur sehr vage. Zum Beispiel, dass die Verantwortlichen vor Ort auf mich zukommen würden. Diese erzählten mir dann übrigens auch, dass von dem Geld, dass sie ja eigentlich von Academical Travels für meine Teilname bekommen sollten, bisher noch gar nichts angekommen wäre. Sonst hätten sie mir meinen Anteil für die 4 Wochen Pinguinprojekt ausgezahlt und ich hätte damit etwas anderes machen können. Nach vielem Hin- und Her bekam ich dann in der fünften Woche endlich eine Zusage per Mail, dass ich das Geld für den Programmabbruch und die von mir geforderten 2000 € für die nichtvorhandenen Versprechungen zurück erhalte. Soweit so gut. Ich organisierte mir also Unterkünfte für meine verbleibenden 3 Wochen in Südafrika und zog meines Weges.
Als ich zurück kam, war noch kein Geld auf meinem Konto eingegangen. Also Mail geschrieben. Keine Antwort.
Nach ein paar Wochen wieder das gleiche Spiel. Irgendwann Antwort, dass man sich darum kümmern wird. Wieder wochenlang nichts. Wieder Mail an die Agentur, irgendwann eine Antwort, dass sie mir das Geld für den Programmabbruch -> 1250 € überweisen werden, mit dem Vermerk, dass ich darauf keinen gesetzlichen Anspruch hätte. Wie bitte?
Projekte verkaufen, die nicht existieren und andere, die in keinster Weise der Beschreibung entsprechen, aber dann sowas? Ich glaub, es hackt!
Im Grunde war ich aber von der ganzen Sache so genervt, dass ich mir dachte "Ok, Hauptsache ich bekomme einen Teil zurück und hab das Thema von der Backe."
Dann passierte wieder ewig nichts, ich habe wieder Mails geschrieben, auf die erst nach wiederholter Nachfrage Wochen später eine Antwort kam. Man werde es an die Kollegen weitergeben, die sich dann darum kümmern.
Letztendlich habe ich bis heute, nach 7 Monaten!!, nicht einen Cent wieder gesehen und werde nun zum Anwalt gehen müssen, um mir mein Geld einzuklagen.
Ich kann nur jedem, der mit dem Gedanken spielt, Freiwilligenarbeit zu leisten, dazu raten, sich tatsächlich nach Organisationen vor umzuschauen, die kein Geld für die Arbeit wollen, die man dort leistet. Dann muss man sich natürlich immer noch selber um Unterkunft und Verpflegung kümmern, aber dafür ist man wenigstens nachher nicht der Geprellte und vor allem sind diese Organisationen meistens tatsächlich im Tierschutz tätig, anstatt den Volontären nur Geld dafür aus der Tasche zu ziehen, um sich damit zahlende Arbeitskräfte zu sichern und sich daran zu bereichern. Wobei sich eben auch speziell diese suspekten Agenturen daran eine goldene Nase verdienen, obwohl sie dafür kaum eine Gegenleistung bringen.
Es mag sicherlich auch andere Anbieter geben, bei denen es nicht so läuft, aber was mich angeht, kann ich nur sagen: Nie wieder!
Für 3290 € hätte ich es mir die zwei Monate richtig gut gehen lassen können in SA, mit Einzelzimmer, Verpflegung und Ausflügen, ohne einen Finger zu rühren.
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citrixie,
Donnerstag, 31. Dezember 2015, 1:42 AM
Was erreicht?
Hallo. Hat du dein Geld zurück? Bin grade mit denen in Quito und weder Menge Familie noch die schule haben Geld for mich bekommen! !!
Gruß steffi
Gruß steffi
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